Was ist Kunstrad?

 Mit einem Fahrrad kann man viel mehr machen, als man denkt. Dies zeigt die Sportart Kunstradfahren. Kunstrad ist eigentlich so ähnlich wie Akrobatik- nur, dass man auf einem Fahrrad turnt. Es stellt vor allem hohe Anforderungen an die technischen und koordinativen Fähigkeiten und Fertigkeiten des Sportlers. Präzise Ausführung der einzelnen Bewegungsabläufe, Gleichgewichtsgefühl, Kondition, Kraft, mentale Stärke, Dehnfähigkeit, graziöse Körperhaltung und schnelle Reaktionen sind unabdingbar für das Ausüben dieses Sports. Dazu kommt noch, dass man viel trainieren muss, um etwas zu erreichen. Das beste Alter, um mit diesem Sport zu beginnen, ist von 6-8 Jahren.

Das Rad

Beim Kunstrad hat man ein spezielles Rad. Dieses Rad hat keine Bremsen, keine Lichter und keine Gangschaltung.
Es ist mit Spezialreifen ausgestattet, was eine sichere Bodenhaftung auf ebener Fläche garantiert. Eine starre 1:1-Übersetzung ermöglicht schnelles Anfahren und Bremsen, außerdem ist auch Rückwärtsfahren möglich. Lenker und Sattel sind so beschaffen, dass man mit Gymnastikschuhen auf ihnen stehen kann. Die Lenkerholme müssen abgerundet oder durch Griffe geschlossen sein. Außerdem besitzt das Fahrrad am vorderen und hinteren Reifen jeweils zwei Dorne, um darauf zu stehen, um mehr Übungen ausführen zu können.
Die Sportbekleidung besteht neben den rutschfesten Gymnastikschläppchen in der Regel aus einer festen Gymnastikhose (Leggings) und einem Trikot. In allen Disziplinen muss vor Wettkampfbeginn eine sportliche Präsentation erfolgen, eine Kürmusik ist möglich.

Regeln

Die Fahrfläche ist bei internationalen Wettkämpfen 11 m × 14 m groß. Sie wird durch Seitenlinien begrenzt, diese dürfen nicht überfahren werden. Um den Mittelpunkt sind zwei Kreise mit einem Durchmesser von 4 m und 8 m aufgezeichnet. Eine Übung muss normalerweise eine halbe Runde, eine Runde, ein S oder eine 8 (= Wechselrunde) lang gezeigt werden. Bei der halben Runde bzw. normalen Runde muss man außerhalb des Vier-Meter-Kreises fahren. Bei einer Wechselrunde muss zweimal über den Mittelpunkt gefahren werden, und die beiden Kreise müssen jeweils einen Radius von 2 m aufweisen.
Alle Übungen im Kunstradfahren werden aus einem international geltenden Reglement ausgewählt. Sie müssen für die Kür vorausgewählt und bei der Jury eingereicht werden. Eine Kür besteht aus 30 Übungen in fünf Minuten. Jede Übung hat einen Punktwert, welcher die Schwierigkeit der Übung berücksichtigt. Die Summe aller Anforderungen bezeichnet die aufgestellte Schwierigkeitspunktzahl.
Dies ist der Ausgangswert für einen Wettkampf. Wird der so vorgegebene Ablauf der Kür nicht eingehalten oder passiert ein Fehler bei einer Übung, gibt es Abzüge.

 

Es gibt Abzüge bei der Schwierigkeit:

  • wenn die Übung nicht die komplette Wegstrecke gezeigt wird
    bei Nichteinhalten der Reihenfolge- wenn die Übung nicht korrekt ausgeführt wird
    – bei Zeitüberschreitung

Weiterhin gibt es Abzüge für die Ausführung:

  • bei sichtbaren Unsicherheiten (Haltung, Fahrstil, Streckfehler, …)
  • bei unsauberer Ausführung
  • bei Überfahren der Flächenbegrenzung
  • bei Stürzen oder kurzen Bodenberührungen

Kunstradfahren gibt es in der Einer-oder in der Zweier-Disziplin. Doch man hat auch noch die Möglichkeit, diesen Sport in Mannschaftsfahren auszuüben- und zwar als Vierer- und als Sechsergruppe. Im Vierer- und Sechser-Kunstradfahren sind neben den sportlichen Fähigkeiten vor allem die präzise Perfektion, Synchronität, Teamgeist und ebenfalls schnelle Reaktionen wichtig.

Beim Einer-Kunstradfahren werden 30 Übungen in fünf Minuten auf dem Spezialrad gezeigt. Diese Übungen können einfache Grundelemente (z. B. Rückwärtsfahren, Stillstand, …), statische Stände, statisch turnerische Elemente (z. B. Handstände, Stützwaagen), Steiger (Übungen, bei denen nur auf dem Hinterrad gefahren wird),

Im Zweier-Kunstradfahren besteht die Kür aus zwei Teilen. Zuerst fahren zwei Sportler/innen auf zwei Rädern, Übungen, die auch aus dem Einer-Kunstradfahren bekannt sind. Die meisten Übungen werden dabei synchron präsentiert. In dem anderen Teil nutzen die Sportler gemeinsam ein Rad und präsentieren verschiedene Übungen.

Bei den Wettkämpfen wird man in Altersgruppen aufgeteilt. Dabei unterscheidet man zwischen:

  • Schüler (bis 14 Jahre)
  • Junioren (bis 18 Jahre)
  • Elite (Erwachsene)

Die geographischen Schwerpunkte der Sportart sind in erster Linie im deutschsprachigen Europa wie Deutschland, Schweiz, Österreich zu finden. Allerdings hat in den letzten Jahren der ostasiatische Raum mit den Nationen Japan, China, Hongkong, Malaysia etc. nachgezogen. Gerade in dieser Region scheint sich insgesamt der Hallenradsport stärker zu entwickeln als in Europa. Gemeinsam mit dem Radball findet jährlich eine Weltmeisterschaft statt, bei der sich die besten Sportler der Welt im Hallenradsport (Radball und Kunstrad) messen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Kunstradfahren kein langweiliger, sondern ein abwechslungsreicher und spannender Sport ist.